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- ^«Neuausgabe des XI. Bandes der Statuen deutscher Kultur
C. II. Beck'eche Buclidmckerei in NördlingenZur Einfährung
Im Weltall geht kein Stoff verloren, verschwindet keine
—Kraft. Dieses Gesetz scheint mir auch in der Geschichte
Lebens, in der Literatur zu gelten.alles geistigen Es gibt
eine große gleichmäßige Potenz des Geistes und der schöpfe-
rischen Kraft, die sich immer verhältnismäßig gleichstark
äußert, nur in stets wechselnder Form, an stets wechselnden
Eruptionsherden: Jetzt blüht die Kunst, wird reif und welkt.
Das gesellschaftliche Leben, die Kultur eines edlen Verkehrs
übernimmt den Erfolg. Geist, Mut und Tatkraft entzünden
sich in den Gehirnen. Die Kriege erzählen von Helden; alle
Energie entlädt sich in großen Taten. Staatsweisheit und
—Wissenschaft wachsen an zu Triumphen der Menschheit Die
Bogen überspannen sich; die Kunst erlöst. Wie Kinder,
die immer wieder ihres Spielzeugs überdrüssig werden, sind
—die Gehirne. Mit schwerer Arbeit und Not brechen die
Einzelnen, Frühgereiften Bahn; andere schreiten freier nach;
eine Blick zugewisse Höhe und Aussicht eröffnet den allen
goldenen Möglichkeiten; schwindlig geworden treibt die
Menge das Gute zum Unsinn, tritt sie die Wiesen und Ge-
büsche —und Hügel platt. Die Einzelnen aber sind längst auf
1*ZUR EINFÜHRUNG
anderen Pfaden, überdrüssig der Straßen, da nun die Herden
ziehn. So rollt alle Entwicklung, und alles ist gut und not-
ist eine Torheit diese oder jene Zeit zuwendig. Darum es
tadeln, als hätte sie ihren Zweck verfehlt. Der erste Schritt
zu einem Ziel ist nötiger als der letzte, gewagter und größer
ist er auch, wenn er auch nicht so zielsicher ist. Wir aber,
des großen Rades schweben,die wir im Kulminationspunkt
diesen unsern Standpunkt als denhaben uns gewöhnt
höchsten zu preisen und herabzusehen auf alle, die „unter"
uns sind.
— seltene AusnahmenMit beinahe fanatischer Konsequenz
— Verachtung „edlerer Enkel"selbstverständhch fällt diese
Zeit, deren lyrische Schöpfungen ichbesonders auf jene
hier in einer kleinen Auswahl mit schüchternstem Versuche
zusammenstellte. Natürlich man läßt die „galanten Ge-
stofflich Angenehmen,dichte" gelten, indem man mit dem
künstlerisch Verächtlich erscheint,das, was sprachlich und
entschuldigt. Ich möchte aber, daß man in der ganzen Barok-
berechtigtenkunst keine „Entartung" sondern einen ebenso
wie nur in derAusdruck künstlerischen Empfindens sähe,
oder was solche Buchbegriffe mehrAntike, der Renaissance
sind. Es ist freilich leicht durch banale Zusammenstellung
„komischer Ausdrücke" die Barokdichter lächerlich zu machen;
auch daraufgekommen.beinahe jeder Literarhistoriker ist denn
aber bedenkt, daß unsere so bildfähige, symbolreicheWer
Sprache nur die größere Tradition und Gewöhnung vor jenen
voraushat?EINFÜHRUNGZUR
Die deutsche Sprache des 14., des auch des 16. Jahr-15.,
hunderts war eine Kleinstaaterei von Dialekten, die ausnahms-
los unbeholfen und ärmlich geworden waren; einzig die
Schriften der Mystiker bewahrten eine alte, vornehme Tradition.
Die Gebildeten bedienten sich des Lateinischen. So hat diese
Zeit eine bedeutende lateinische Literatur, und eine ärmliche
Es bestanddeutsche. Gefahr, daß es der deutschen Sprache
gehen würde, wie es den jetzt romanischen allen gegangen,
daß sie von der lateinischen zerfetzt, durchsetzt und völlig
romanisiert würde. Die Humanisten vom Anfang des 16. Jahr-
hunderts taten was sie konnten zu diesem Schritt. Aber so
gerne der Deutsche von dem Fremden nimmt, es gibt stets
eine starke Partei, die dafür sorgt, daß das Eigene die Ober-
hand behält, daß das Fremde in ihm untergeht. erhobenSo
sich mehr und mehr Stimmen für die bedrohte Sprache.
—Fischart war einer der ersten. Luther, sagt man, hatte schon
—die Rettung gebracht. Sicher hat er die großen Fähigkeiten
der Sprache nachgewiesen, das Volk einheitlicher zusammen-
gefaßt, aber damit war keine neue, deutsche Schriftsprache ge-
schaffen. Seine Bibel war deutsch in den einzelnen Worten,
aber in den Bildern, in den Formen, im Tonfall, in allem
fast war sie eben biblisch. Abgesehen von den Kanzelrednern
eigentlichwar Herder der erste, der in Luthers Sprache schrieb.
Lessing ist ohne Luther derselbe, ebenso die Anakreontiker
und alle, hier bis auf Opitz, dort bis auf Thomasius zurück.
Goethe vereinigt auch hier.
In der Wissenschaft blieb ja nach Luther noch bis in dieZUR EINFÜHRUNG
ausdrucksfähigeMitte des 17. Jahrhunderts das bequeme,
blieb die Prosa allgemeinLatein Schriftsprache, überhaupt
einer deutsch schrieb, fiel es jämmerlichlateinisch und wo
einzelne Werke ausgenommen, die in naiver Un-genug aus,
„Simplizissi-befangenheit sich volkstümlich hielten, wie der
bedeutende Entwicklungmus". Eine ganz eigenartige und
die Lyrik. Auch sie war in den Händen deraber nahm
„Gelehrten", auch sie wurde vielfach überhäuft von dem
Schutte schlechtverstandener oder schlecht verarbeiteter Re-
Lyrik ist die Kunst,naissance-Errungenschaften. Aber die
nächsten wohnt, in der am ersten diedie dem Herzen am
und die Absichten einer Zeit reinen Ausdruck er-Sehnsucht
reichen, wenn die Vernunft denselben Ausdruck auch ver-
geblich sucht und unbeholfen verfehlt.
Jahrhunderts war die volkstüm-Gegen das Ende des 16.
wie die Kunst der Meistersinger dadurch unerträg-liche Lyrik
geworden, daß sich mit der entweder spielerischen, ge-lich
Reimereien einezwungenen oder glatten, formlosen Art der
Gelehrsamkeit verband, die ihrenanmaßende und dummstolze
in dem „Saalbader" Jakob Vogel findet,besten Ausdruck
einer guten Seele, der nur die Leichtigkeit des Versemachens
und die Fülle der gelehrten Ausdrücke den Kopf verwirrten.
ganzen Meistersinger-Vogel trägt gewißermaßen als Enkel der
Volksdichterzunft den Fluch, den die zunftmäßige „Pflegeund
der Kunst", diese Künstelei auf der einen, die konservative
Zufriedenheit mit den althergebrachten Tönen und Themen
mit sich bringen mußte.auf der anderen Seite, schließlich