HANDBOL'NDTHEATUNIN'ERSITY OFTORONTO PRESS>54753epHL. Annaeus SenecaAusgewählte moralische Briefeals Einführung in die Probleme:: der stoischen Philosophie ::HerausgegebenvonDr. P. HauckOberlebier am städtischen Gvmnasium in Essen a. S.Kommentar \\^BerlinWeicimannsche Buchhandlung1910Vorwort.sich inDer vorliegende Kommentar unterscheidetmeisten bisherigen fürwesenthchen Punkten von denbestimmten Erklärungen der alten Schrift-unsere SchülerBriefform ein-steller. Zunächst verlangte es der in diedie Bedeutung dergezwängte philosophische Inhalt, daßGedankenreihen mit allen den Schülern dereinzelneninobersten Klasse verständlichen Mitteln klargelegt undeingereiht w^erde; dannden Zusammenhang des Systemsmit der HerbeischafEung von Hilfen jeder Artaber durfteBe-auch deshalb nicht gespart werden, weil nach dendie Lyzeen an den höhernstimmungen der Lehrpläne fürMädchenschulen, die auch an den Knabenschulen schondesvielfach Nachahmung gefunden haben, die Schülergrößere zusammenhängendeöftern in häuslicher Arbeiteines Schriftstellers völlig selbständig vorbereitenStückeund in der Klasse übersetzen und erklären sollen.Der Herausgeber.:I. Die Philosophie überhaupt.1. Ermalinuiig zur Philosophie. (Ep. 16.)studio: nicht in dem prägnanten Sinne des deutschen 10Lehnwortesgemeint, perfecta sapientia . . . inchoata : durchdeutsche coti-Abstrakta wiederzugeben, ceterum jedoch,diana meditatio: Was man weiß, muß man durch ständigeBetrachtung sich ...
HANDBOL'ND
THEAT
UNIN'ERSITY OF
TORONTO PRESS>54753epH
L. Annaeus Seneca
Ausgewählte moralische Briefe
als Einführung in die Probleme
:: der stoischen Philosophie ::
Herausgegeben
von
Dr. P. Hauck
Oberlebier am städtischen Gvmnasium in Essen a. S.
Kommentar \\^
Berlin
Weicimannsche Buchhandlung
1910Vorwort.
sich inDer vorliegende Kommentar unterscheidet
meisten bisherigen fürwesenthchen Punkten von den
bestimmten Erklärungen der alten Schrift-unsere Schüler
Briefform ein-steller. Zunächst verlangte es der in die
die Bedeutung dergezwängte philosophische Inhalt, daß
Gedankenreihen mit allen den Schülern dereinzelnen
inobersten Klasse verständlichen Mitteln klargelegt und
eingereiht w^erde; dannden Zusammenhang des Systems
mit der HerbeischafEung von Hilfen jeder Artaber durfte
Be-auch deshalb nicht gespart werden, weil nach den
die Lyzeen an den höhernstimmungen der Lehrpläne für
Mädchenschulen, die auch an den Knabenschulen schon
desvielfach Nachahmung gefunden haben, die Schüler
größere zusammenhängendeöftern in häuslicher Arbeit
eines Schriftstellers völlig selbständig vorbereitenStücke
und in der Klasse übersetzen und erklären sollen.
Der Herausgeber.:
I. Die Philosophie überhaupt.
1. Ermalinuiig zur Philosophie. (Ep. 16.)
studio: nicht in dem prägnanten Sinne des deutschen 10
Lehnwortesgemeint, perfecta sapientia . . . inchoata : durch
deutsche coti-Abstrakta wiederzugeben, ceterum jedoch,
diana meditatio: Was man weiß, muß man durch ständige
Betrachtung sich völlig zu eigen machen, damit allmäh-
lich der Wille der Einsicht folgt; denn nur durch Ge-
wohnheit erlangen die entsprechenden Motive bei der
Entscheidung die Oberhand. Durch sie gewinnen die
guten Motive Kraft (robur), so daß der gute Wille obsiegt,
und schließlich das Gute zur zweiten Natur, zum Charakter
adlirmatis Lucilius,(mens bona) wird, tam longis: so
wird vorausgesetzt, hat in längeren Ausführungen „be-
hauptet", daß er Fortschritt in stoischer Lebensführung erkennt Seneca an. undegemacht habe; diesen
veniant, scio: natürlich aus einem stoischen Schriftsteller,
der Ursprung ist nicht zu verkennen, excute te et varie
welches Bild liegt dieser Aufforderungscrutare: zur
Prüfung des Ge^^'issens zugrunde? Diese Selbsteinkehr ist
ein wichtiger Bestandteil der pythagoräischen Moral. Vgl.
Catomaior38und folgendeForderung PythagorasCicero des
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nolv xGiv iiixe,qivöiv eoyöiv Tolg t'y.aozov EJie?J)£7v
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populäre artificium: eine Geschicklichkeit, ein Handwerk,U
welches das Volk als Masse ohne weiteres versteht; etwas,
was man kann, ohne gelernt zu haben, in rebus: wires
sagen Tat. Worin liegt der Unterschied der Vorstellungen?
fürnuusia: gr. vavria Seekrankheit; im Deutschen ist diese
Spezies das Genus zu fabricat, klass. fabricari:setzen,6 I. Die Philosophie überhaupt.
Bildner in irgendeinemes ist wirklich an den faber, den
Material, gedacht, vitam disponit: auseinandersetzen mit
der prägnanten Bedeutung des „zweckmäßigen" Ordnens,
Fremdwort Disposition agendadie auch unser besitzt,
omittenda: Würde etwa ein indirekter Fragesatz eineet
andere Bedeutungsnuance bringen? fluctuantium: wovon
abhängig? consilium bedeutet hier eine Eigenschaft, si
fatum est: vgl. Anhang des Textbandes S. wo xalV164,
eljuaQjuevrjv ndvia yiveodai als Lehre der namhaftesten
Stoiker erwähnt wird. Mit dem Fatum identisch ist Gott,
nach der Lehre der Stoa. Der Zufall (casus) hat im System
der Stoa keinen Platz, um so mehr in der Lehre Epikurs.
Vgl. Cicero Deor Nat. I. 69. de Finib. I. 17. und Epicur
selbst Epist. III schreibt: xgeirrov yv rä> Jiegl deibv juvßco
xaray.olovdelv T] tj/ tcüi' (pvoixcov EijiiaQjLiev)] öov/ieveiv, damit
negiert er Gott und Fatum und setzt den Zufall an ilire
SteUe. occupavit: als Fatum. fortuna ist also der Zufall,
permittere: vgl. rem arbitrio alicuius p. sine ordine: Nach
Epikur entsteht die Welt dadurch, dais die infolge ihrer
Schwere gradlinig fallenden Atome „zufällig" einmal aus
dieser Richtung abweichen und durch diesen motus „sine
ordine" zusammenstoßen und die Wirbel erzeugen, aus
denen die Dinge hervorgehen. Hbenter: also in Freiheit,
contumaciter: eigentlich überhaupt nicht; vgl. zu dieser
=Stelle Horaz Ep. I, 1, 68/69. sequaris libenter pareas.
Grundbegriffe desProvidentia, jigövoia, ist einer der
stoischen vgl. Marc Aurel VI Text, AnhangSystems, 44,
S. 169. in imperio sc. mundi et hominum. repentina ac
subita für deutsche Abstrakta. impetum: Aufschwung,
wir die in delabimomentane Aufwallung; wie können
und refringescere enthaltenen Bilder ausdrücken? excute:
wie sieht also der Brief aus? ab ullo substantivisch,
opinio prägn. die bloße Meinung oder die Meinungen der
— accedantbildenMasse, dtsch. etwa derWahn, congeratur
einen concessiven Vordersatz zu maiora cupere ab his disces.
marmoribus: vgl. Hör. üd. II, 18, 17. calcare: im12
kommendeDeutschen setzen wir die darin zum Ausdruck
109. naturalia:Gesinnung, ars ulla luxuriae: vgl. Textb. S.