Gay Art , livre ebook

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Dieses Buch versteht sich nicht als Lobschrift auf die Homosexualität. Die Studien des Kunsthistorikers James Smalls widmen sich vielmehr der Rolle der Homosexualität in der Kunstgeschichte und der Frage nach ihrem Beitrag zur emotionalen Entwicklung der Menschheit. In einer Zeit, da Vorurteile in vielen Ländern überwunden sind, bietet diese sachkundige und unterhaltsame Analyse völlig neue Sichtweisen auf die Meisterwerke der Kunstgeschichte.
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Date de parution

24 octobre 2016

Nombre de lectures

15

EAN13

9781780428208

Langue

Deutsch

Poids de l'ouvrage

85 Mo

GAYART
James Smalls
Text: James Smalls Übersetzung: Martin Goch Redaktion der deutschen Veröffentlichung: Klaus H. Carl
Seite 4: Michelangelo Merisi da Caravaggio, Die Musikanten(Detail), um 1595. Öl auf Leinwand, 92,1 x 118,4 cm. The Metropolitan Museum of Art, New York.
Layout: BASELINE CO LTD 33 Ter  33 Bis Mac Dinh Chi St., Star Building; 6th floor District 1, Ho Chi Minh City Vietnam
© Sirrocco, London, UK (English version) © Confidential Concepts, worldwide, USA © Berenice Abbott © Ajamu Ikwe Tyekimba © Francis Bacon Estate, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ DACS, London © Richmond Barthé, courtesy Childs Gallery © Mme G. Brassaï © Romaine Brooks © Bruce of Los Angeles © Cahun © Centro Elisarion © Tee Corinne © Jean Delville Estate, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ SABAM, Brussels © Charles Demuth © Marcel Duchamp Estate, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ ADAGP, Paris/ Succession Marcel Duchamp © Rotimi FaniKayode/Autograph, Association of Black Photographers © Leonor Fini Estate, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ ADAGP, Paris © Wilhelm von Gloeden © Nan Goldin © Duncan Grant, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ DACS, London © Sunil Gupta © George Hare © David Hockney © Holland Day Art© Harmony Hammond/ Licensed by VAGA, New York, NY © Mardsen Hartley, Art Museum, University of Minnesota, Minneapolis © Elisar von Kupffer © Tamara de Lempicka Estate, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ ADAGP, Paris © Herbert List/Magnum Photos © JeanneMammenGesellschaft e.V. © Estate Man Ray, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ ADAGP, Paris © Copyright The Robert Mapplethorpe Foundation. Courtesy Art + Commerce. © Pierre Molinier Estate, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ ADAGP, Paris © Catherine Opie. Courtesy Regen Projects, Los Angeles © Georg Pauli, Artists Rights Society (ARS), New York, USA/ BUS, Stockholm © Estate of Pablo Picasso, Artists Rights Society (ARS), New York, USA © Kuzma PetrovVodkine © Pierre et Gilles. Galerie Jérôme de Noirmont, Paris © George Platt Lynes © Wilhelm von Plüschow Art © George and Helen Segal Foundation / Licensed by VAGA, New York, NY © Smithsonian American Art Museum © Frank Meadow Sutcliffe/ The Sutcliffe Gallery Tom of Finland © Tom of Finland Foundation www.TomofFinlandFoundation.org Tom of Finland © Tom of Finland Foundation www.TomofFinlandFoundation.org © Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Artists Rights Society (ARS), New York, USA © Minor White © David Wojnarowicz/P.P.O.W., New York, 191
Alle Rechte auf Vervielfältigung und Verbreitung bleiben für alle Länder vorbehalten. Wenn nichts anderes vermerkt ist, liegt das Copyright der wiedergegebenen Werke bei den jeweiligen Photographen. Trotz unserer intensiven Recherchen war es uns in einigen Fällen nicht möglich, die Urheberrechte zu wahren. Im Falle einer Beanstandung bitten wir Sie, sich mit dem Verlagshaus in Verbindung zu setzen.
ISBN: 9781780428208
James Smalls
GAYART
Inhalt
Einleitung
Homosexualität in der Antike (vom antiken Griechenland bis zum Römischen Imperium)
Homosexualität im Mittelalter
Homosexualität in der italienischen Renaissance
Homosexualität in der Kunst nichtwestlicher Kulturen (Asien und Islamische Welt)
17001900: Auf dem Weg zu einer homosexuellen Identität
Homosexualität in der Kunst der Moderne und der Postmoderne (19002000)
Schlusswort
Bibliographie
Liste der Abbildungen
Index
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276
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Einleitung
unst und Homosexualität mag wie eine merkwürdige Kombination wirken. Beide Phänomene sind, seit es eine Überlieferung gibt, jedoch Teil der Geschichte der Menschheit. Zwei so umfassende Konzepte wie die weKrfen eine Reihe konzeptioneller Probleme und ungelöster Fragen auf. Homosexualität und die Kunst zusammenzubringen, ist dennoch eine Herausforderung. Beide Kategorien
Die grundsätzliche Frage „Was ist die Kunst und welche Funktion erfüllt sie?” hat die Menschheit über Jahrhunderte beschäftigt und ist immer noch nicht endgültig beantwortet. Es gibt so viele Konzepte und Definitionen dessen, was Kunst ist (bzw. was sie nicht ist) und was Kunst bedeutet, wie es Individuen gibt. In dieser Studie überHomosexualität in der Kunstverwende ich den Begriff „Kunst“ in einem umfassenden Verständnis als menschliche Schöpfung und Kommunikation in einem visuellen Feld. Obwohl der Großteil der Bilder in diesem Buch aus traditionellen Medien wie der Malerei, der Bildhauerei, der Grafik und der Photographie stammt, gehören zur Kunst in diesem Sinne auch Bilder und Formen aus der populären Kultur, der Werbung, Aufführungen, computergenerierte Bilder etc. Letzten Endes bleibt es dem Leser überlassen, was er als Kunst anerkennt und was nicht.
Anders als “Kunst“ lässt sich der Terminus „Homosexualität“ genauer bestimmen. Homosexualität und die mit ihr einhergehenden Emotionen hat es in allen Kulturen und zu allen Zeiten gegeben, lange bevor dieser Begriff geprägt wurde. Sie ist schon immer ein Teil der komplexen menschlichen Sexualität gewesen. Die Art, in der homosexuelle Liebe und Gefühle visuell artikuliert werden, reflektiert häufig den Status von Homosexuellen in der jeweiligen Kultur. In den Kunstwerken kommen entweder eine gewisse Toleranz oder Anzeichen restriktiver Vorurteile, die von Tradition und Religion genährt werden, zum Vorschein.
Vor 1869 gab es die Begriffe „Homosexualität“ und „Heterosexualität“ nicht. Beide Begriffe wurden von Karl Maria Kertbeny geprägt, ersterer 1869, der zweite im Jahr 1880. Kertbeny verwandte den Terminus „Homosexualität“ in einer Reaktion auf einen Paragraphen des preußischen Strafrechts, der sexuelle Beziehungen zwischen Männern kriminalisierte. Kertbeny wollte diesen Paragraphen getilgt sehen, hatte damit aber keinen Erfolg. Die entsprechenden Bestimmungen wurden 1871 zu einem Bestandteil des preußischen Rechts, sie galten bis zur NaziZeit fort, wurden 1935 noch verschärft und galten bis 1969 auch noch in Westdeutschland (Haggerty, 451). Kertbeny hatte seine eigenen Ansichten zur menschlichen Sexualität. Obwohl er vielleicht nie eine umfassende Theorie der Homosexualität entwarf, unterteilte er Homosexuelle in verschiedene Kategorien: in „aktive“, „passive“ und „platonische“ Homosexuelle sowie solche, die die Gesellschaft von Mitgliedern ihres eigenen Geschlechts lieben, ohne Geschlechtsverkehr mit ihnen haben zu wollen. Die Bezeichnung „Homosexualität“ entstand also als ein Ausdruck der Sympathie und des politischen Aktivismus mit dem Ziel, ein repressives Gesetz aufzuheben. Im Lauf der Zeit jedoch entwickelte sich das Wort zu einem Konzept, das schließlich zur Beschreibung der sexuellen Neigungen des Individuums diente.
Der Begriff und seine neue Bedeutung benötigten einige Zeit, um Eingang in die europäischen Sprachen und Gedankenmuster zu finden.
01. Griechische Malerei, ein Paar darstellend, 480 v. Chr. Museum von Paestum, Paestum.
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In den 1880er Jahren erweckte Kertbenys griffige neue Bezeichnung die Aufmerksamkeit von Richard von Krafft Ebing, einem bekannten Sexualwissenschaftler, der das Wort in seinen äußerst populärenPsychopathia Sexualis (188687), einer umfassenden Enzyklopädie sexueller Abweichungen, verwandte. Durch diese Publikation und weitere Arbeiten bekannter Sexualwissenschaftler des späten 19. Jahrhunderts erlangte der Begriff „Homosexualität“ seine medizinischen und klinischen Konnotationen. KrafftEbing war ein wichtiger Vertreter der Erforschung des menschlichen Sexualverhaltens vor der Kodifikation der modernen Psychologie und Psychoanalyse im Gefolge der Gedanken und Schriften Sigmund Freuds (siehe Gregory W. Bredbeck, „Sexology“, in Haggerty, 794). Der Begriff „Homosexualität“ fand erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Eingang in die englische und amerikanische Alltagssprache, im Wesentlichen als Folge des KinseyReports von 1948. Alfred Kinseys wissenschaftliche Daten zur menschlichen Sexualität stellten die bis dahin herrschende Sicht der Homosexualität als eine Geisteskrankheit in Frage.
Das Konzept „Homosexualität“ umfasst ein ganzes Spektrum einander widersprechender Ideen über die Geschlechter und gleichgeschlechtliche Beziehungen. Gerade dieses große Spektrum möglicher Bedeutungen macht „Homosexualität“ heute zu einem so unwiderstehlichen, mächtigen und mehrdeutigen Konzept. In seiner modernen Bedeutung bezeichnet „Homosexualität“ sowohl einen psychologischen Zustand als auch erotisches Verlangen und sexuelle Praktiken (David Halperin, „Homosexuality“, in Haggerty, 452). Alle drei Bedeutungsgehalte werden mit Mitteln der Kunst artikuliert. Die Homosexualität oder, um einen neueren Ausdruck zu gebrauchen, die Homoerotik kann als ein tatsächliches oder potenzielles Element der Erfahrung eines jeden Individuums verstanden werden, welche sexuelle Orientierung der Einzelne auch immer hat. Homosexualität und Homoerotik überschneiden sich häufig, sind aber nicht notwendigerweise identisch. Viele der Bilder in diesem Buch sind eher homoerotischer als homosexueller Natur. Die Unterschiedlichkeit der Begriffe „homosexuell“ und „homoerotisch“ ist nicht allein in den Grundbedeutungen von „sexuell“ und „erotisch“ begründet. Während „sexuell“ sich auf die körperliche Seite der Sexualität bezieht, geht es bei der Homoerotik um ein Konzept, das eine ganze Bandbreite an Ideen und Gefühlen über gleichgeschlechtliche Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte betrifft, die nicht immer in Geschlechtsverkehr kulminieren. Anders als die Homosexualität legitimiert die Homoerotik erotische Sehnsüchte zwischen Mitgliedern desselben Geschlechts, indem diese Gefühle in einen Kontext eingebettet werden, der sie begründet – wie den Klassizismus, militärische Strukturen, athletische Wettkämpfe etc. Auf diese Weise wird die Homoerotik verschleiert und nicht als abweichendes Verhalten wahrgenommen. Während alle Homosexuellen homoerotische Sehnsüchte kennen, sind keineswegs alle, die homoerotische Gefühle empfinden und schätzen, notwendigerweise homosexuell. Homoerotische Gefühle können für manche heterosexuelle Menschen eine derart erschreckende Erfahrung sein, dass sie mit ablehnenden homophoben Emotionen reagieren. Homoerotische Empfindungen stehen auch in Verbindung mit dem neueren Konzept homosozialer Beziehungen. Männliche homosoziale Beziehungen spielen in allen ausschließlich männlichen Milieus eine Rolle und sind ein Instrument, mit dem Männer ihre Identität konstruieren und ihre Privilegien und soziale Machtstellung, die sie zumeist auf Kosten der Frauen genießen, konsolidieren (siehe Eve Sedgwick,Between Men: English Literature and Male Homosocial Desire(New York: Columbia University Press, 1985). Es gibt natürlich auch weibliche homosoziale Beziehungen, aber ihre Wirkungsweisen sind vor dem Hintergrund einer patriarchalischen Kultur völlig andere.
Obwohl die männliche und die weibliche Homosexualität oft scharf voneinander getrennt werden, werden sie in diesem Buch zusammen thematisiert. Der Begriff „Homosexualität“ bezieht sich dabei grundsätzlich auf Beziehungen zwischen Männern, wenn er nicht ausdrücklich auf weibliche Homosexualität angewandt wird.
02.Albrecht Dürer,SelbstbildnisoderPorträt des Künstlers, eine Distel haltend, 1493. Öl auf Pergament auf Leinwand geklebt, 56,5 x 44,5 cm. Musée du Louvre, Paris.
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Die Begründung hierfür findet sich in der Tatsache, dass die meisten Gesellschaften männlich dominiert und geprägt sind und die sexuellen Aktivitäten des Mannes eine größere Rolle spielen als die der Frauen.
Im Vergleich zur Kunst von und über homosexuelle Männer „...zeigt die geringe Menge an Kunst von oder über Lesbierinnen, dass die kulturelle Überlieferung von Männern dominiert wird“ (Saslow, 7). Der absolut überwiegende Teil der tradierten literarischen und künstlerischen Belege wurde von Männern geschaffen und befasst sich deshalb zumeist mit den Aktivitäten von Männern.
Die Definition der Homosexualität wird ferner durch die Unterschiede zwischen der modernen und vormodernen Perspektive erschwert. In der aktuellen Fachliteratur zu diesem Thema gibt es eine heftige Kontroverse darüber, ob man den Begriff „homosexuell“ auf gleichgeschlechtliche Beziehungen in nichtwestlichen, vormodernen und alten Kulturen anwenden kann. Wie das Wort „Sexualität“ beschreibt „Homosexualität“ ein kulturell determiniertes Konzept der modernen westlichen Gesellschaft.
03.Michelangelo Merisi da Caravaggio,Die Ekstase des Heiligen Franziskus, ca. 15941595. Öl auf Leinwand, 92,5 x 128 cm.
Wadsworth Atheneum, Hartford (Connecticut).
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