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Berliner Polizei
Schichtwechsel:
12- oder 8 Stunden Systeme
Stand: 26.07.2010
Vorgelegt und damit verantwortlich
Dipl.-Psych. Werner Krejny
AMD TÜV GmbH
Tel. 0172-32.84.361
Thomas Schulz
Betriebsarzt
AMD TÜV GmbH
Tel. 0172-3296172
............................................................
Berlin im Juli 2010
Werner Krejny ……. Thomas Schulz
Datei: Polizei Schichtwechsel 2010 (3).doc
Schichtwechsel: 12- oder 8 Stunden Systeme
Schichtwechsel:
12- oder 8-Stunden System
KURZFASSUNG
Die Frage der Berliner Polizei an die AMD TÜV GmbH lautet:
Wie wird die Umstellung von einem 12-Stunden Schichtsystem auf ein 8-Stunden-
Schichtsystem aus arbeitspsychologischer und arbeitsmedizinischer Sicht beurteilt.
Zur Beantwortung dieser Frage haben wir vier relevante Merkmale herangezogen und
diese zu einer Entscheidungsmatrix zusammengefasst:
Vorteile 8-Stunden-Dienste Vorteile 12-Stunden-Dienste
Unfallrisiko ist wesentlich Geringere gesundheitliche
niedriger Beeinträchtigungen
Gesundheitliche Leistung und Sicherheit sind
Aspekte wesentlich besser
Geringere Stresssymptome Schlafverhalten ist besser
Weniger
Psychologische Ermüdungserscheinungen
Aspekte Reaktionszeiten/ Subjektive
Aufmerksamkeit sind besser
(abhängig v. Pausengestaltung)
Wirtschaftlichkeit ist größer
Übergabekosten sind geringer
1Wirtschaftlichkeit Sicherheitseinbußen sind
geringer
Ausgefallene Schichten können
besser nachgeholt werden
nur an der Hälfte der
Kalendertage ist zu arbeiten
kurze Arbeitsblöcke
Sozial- immer nur eine Nachtschicht am
verträglichkeit Stück
nach Tag- und Nachtschichten
längere Freizeit = längere
Regenerationszeit
mehr freie Abende (75%)
jedes 2. Wochenende ein Frei-
Tag
alle Dienste können getauscht
werden
Weiterhin wurden folgende aus der Literatur abgeleitete Empfehlungen für Maßnahmen
aufgeführt:
1. Dauer einer Schicht
2. Definierte Voraussetzungen für ein 12-Stunden-System
3. Ältere Arbeitnehmer (über 50 Jahre)
4. Keine starken physischen und psychischen Belastungen (plus Messkriterien)
5. Ständige betriebsärztliche Überwachung
6. Schichtsystem entspricht dem Wunsch der Mitarbeiter.
1 Hiermit ist keine betriebswirtschaftliche Wirtschaftlichkeit gemeint, sondern die Bewertung der
Schichtsysteme hinsichtlich des Stundeneinsatzes.
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Schichtwechsel: 12- oder 8 Stunden Systeme
Zielkriterien für jedes Schichtsystem sollten nach aktuellem Wissensstand sein:
1. Senkung der Unfälle
2. Senkung des Krankenstandes
3. Abnahme spezifischer Beschwerden von Nachtarbeitern
a. weniger Herz-Kreislauf-Beschwerden, weniger
Verdauungsbeschwerden,
b. höhere Zahl beschwerdefreier Beschäftigter
4. Verringerung des Schlafdefizits nach Nachtschichten
5. Kompensation eines eventuellen Schlafdefizits in der folgenden Nacht,
höhere subjektive Schlafqualität.
Die Zielkriterien verweisen gleichzeitig darauf, dass nicht nur eine Umstellung auf ein
anderes Schichtsystem erfolgen sollte. Wird eine Umstellung realisiert, sollte sie
dementsprechend begleitet bzw. evaluiert werden.
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Schichtwechsel: 12- oder 8 Stunden Systeme
Gliederung
1 Die Fragestellung...............................................................................5
2 Ziel ....................................................................................................6
3 Gesetzliche Grundlagen .....................................................................6
4 Ausgangspunkt Polizei.......................................................................7
5 12- oder 8-Stunden-Schichtsystem....................................................9
5.1 Gesundheitliche Aspekte ............................................................... 10
5.1.1 Unfallgeschehen 10
5.1.2 Gesundheitliche Auswirkungen ................................................. 12
5.2 Psychologische Aspekte ................................................................ 14
5.3 Wirtschaftlichkeit ......................................................................... 15
5.4 Sozialverträglichkeit ..................................................................... 16
6 Zusammenfassende Bewertung .......................................................19
6.1 Maßnahmen/ Empfehlungen .......................................................... 19
6.2 Entscheidungs-Matrix ................................................................... 21
6.3 Zielkriterien für ein Schichtsystem.................................................. 22
7 Schlusswort.....................................................................................22
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Schichtwechsel: 12- oder 8 Stunden Systeme
1 Die Fragestellung
Die Frage der Berliner Polizei an die AMD TÜV GmbH lautet:
Wie wird die Umstellung von einem 12-Stunden Schichtsystem auf ein 8-Stunden-
Schichtsystem aus arbeitspsychologischer und arbeitsmedizinischer Sicht beurteilt.
Zentraler Tätigkeitsbereich der AMD ist der Arbeitsschutz. Aus diesem Grunde kann diese
Frage auch nur unter diesem Aspekt von uns angemessen beantwortet werden.
Die Arbeitszeitgestaltung ist einer der elementaren Bestandteile des Arbeitsschutzes. Mit
den Beschränkungen der Arbeitszeit wurden im vorigen Jahrhundert die Maßnahmen zum
Gesundheitsschutz eingeleitet. Auch heute noch spielt insbesondere die Dauer, Lage und
Verteilung der Arbeitszeit eine bedeutsame Rolle im Hinblick auf Sicherheit und
Gesundheit für die Beschäftigten.
Diese Elemente finden sich dementsprechend auch in der Arbeitszeitrichtlinie der EU und
im deutschen Arbeitszeitgesetz wieder.
Die Thematik langer Arbeitszeiten hat gerade in jüngster Zeit an Aktualität gewonnen.
Wenn es auf der betrieblichen Ebene zur Ausdehnung bzw. Flexibilisierung der
Arbeitszeiten kommt, ist in vielen Bereichen gleichzeitig eine Arbeitsintensivierung und
damit ein Anstieg des Stresslevels für die Beschäftigten zu beobachten (European
Foundation, 2000).
Besonders problematisch wird die Situation dadurch, dass es auch bei überlangen
Schichten zu hoher Arbeitsintensität kommt. Die arbeitsablaufbedingten Wartezeiten sind
im Verhältnis zu früher drastisch reduziert, was die Belastung der Arbeitnehmer mit
zunehmender Schichtdauer erhöht.
Auf der Basis vorliegender time-budget-studies (Knauth und Rutenfranz, 1972) sind mit
zunehmender Arbeitszeit eine erhebliche Verkürzung der Freizeit und eventuell der
Schlafzeit zu erwarten, was insbesondere bei Tätigkeiten im Kontroll- und
Überwachungsbereich, wie bei den Gesa der Berliner Polizei, zu Sicherheitsrisiken führen
könnte.
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Schichtwechsel: 12- oder 8 Stunden Systeme
2 Ziel
Ziel dieser Darlegungen ist es, eine Orientierung zu geben, welche Merkmale für
eine optimale Gestaltung des Schichtsystems zu berücksichtigen sind um:
- den wissenschaftlichen Kenntnisstand in die Praxis umzusetzen
- dies für die dienstliche Praxis der Berliner Polizei nutzbar zu machen
- den Wunsch nach zunehmender Individualisierung der
Arbeitszeitgestaltung Rechnung zu tragen
- die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter nicht zu
beeinträchtigen.
3 Gesetzliche Grundlagen
Arbeitszeitdauern über 10 Stunden sind derzeit nur bei regelmäßig durchschnittlich
mindestens 30% Arbeitsbereitschaft („Warten auf Arbeit am Arbeitsplatz“) oder
Bereitschaftsdienst und grundsätzlich nur auf Grund einer entsprechenden
tarifvertraglichen Öffnung zulässig – siehe im Einzelnen § 7 Arbeitszeitgesetz (ArbZG).
Weiter gehende Ausnahmen kann die Aufsichtsbehörde – das Gewerbeaufsichtsamt, das
Amt für Arbeitsschutz, usw. – auf Grund von § 15 Abs. 1 ArbZG zulassen, wobei im
Gesetz selbst als Genehmigungsvoraussetzung nur die „Erreichung zusätzlicher
Freischichten“ genannt ist. Darüber hinaus fordern die Aufsichtsbehörden (z.B. im
Krankenhausbereich häufig zur Belastungs-Minderung) u.a., dass in 7-Tage-Zeiträumen
nicht mehr als 60 Stunden gearbeitet, der Betriebsarzt beteiligt und den Mitarbeitern eine
arbeitsmedizinische Betreuung angeboten wird.
Da bei der Berliner Polizei bisher 12-Stunden-Schichten realisiert wurden, gehen wir
davon aus, dass diese gesetzlichen Vorschriften (Pausenregelungen, Bereitschaftszeiten,
Ruhezeiten zwischen den Schichten, arbeitsmedizinische Betreuung usw.) dazu
eingehalten